Die Koalition greift mit ihrem Antrag Anregungen auf, die aus der Stadtgesellschaft, der Bezirksvertretung und den umliegenden Kindertagesstätten formuliert wurden. Neben den zwei Gesprächsrunden, die von der Sozialverwaltung ausgingen, hatten auch die Sozialpolitiker*innen von SPD und Grünen viele Gespräche geführt.
Sorgen ernst nehmen
Gabriela Schäfer, die sozialpolitische Sprecherin der SPD im Rat, erklärt dazu: „Bisher haben Wohnungslosenunterkünfte in der Nähe von Kitas nicht zu Problemen geführt. Aber wir nehmen die Anregungen und Sorgen der Menschen ernst. Die geplante Anzahl von 42 Plätzen wird von vielen als zu hoch angesehen. Diese Vorbehalte könnten eine gute Integration im Stadtteil erschweren. Wir sind zuversichtlich, dass sich die Sorgen nicht bewahrheiten werden. Dennoch setzen wir uns dafür ein, vorerst die Zahl der Plätze zu reduzieren.“
Engmaschige Begleitung
Sonja Lohf, die sozialpolitische Sprecherin der Grünen, kündigt an, die Einrichtung und deren Entwicklung engmaschig zu begleiten und mit den Nachbarn in Kontakt zu bleiben: „Uns ist sehr daran gelegen, dass alle Einrichtungen und die Nachbarn gut miteinander auskommen. Klar ist für mich auch, dass die Erfahrungen, die nun gemacht werden, in die Bewertung mit einfließen, ob die Platzanzahl nach einem Jahr erhöht wird. Dafür muss es rechtzeitig offene Gespräche geben.“
Hintergrund:
Fast 400 Menschen sind in Bochum derzeit offiziell als wohnungslos gemeldet. Die Zahl steigt seit Jahren an und die Gründe für den Verlust des eigenen Wohnraums sind vielschichtig. Vieles wird schon im Vorfeld getan, damit die betroffenen Personen erst gar nicht wohnungslos werden, aber nicht immer werden die Angebote angenommen oder führen zu einem neuen Mietvertrag.
Derzeit wird das Hilfesystem zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit neu eingestellt, um möglichst viele Betroffene wie möglich zu erreichen. Ziel ist es nicht nur, dass die Personen eine neue Wohnung finden. Im Rahmen der Betreuung sollen auch Hürden abgebaut werden, damit die Menschen wieder ein selbstständiges Leben führen können.
Seit Anfang des Jahres gibt es bei den Trägern in der Wohnungslosenhilfe ein einheitliches Clearing-Programm. Hier werden nicht nur die Daten der Wohnungslosen aufgenommen, sondern auch erfasst, ob Suchterkrankungen bestehen, wie der allgemeine Gesundheitszustand ist, welche Ziele die Betroffenen haben, welche Prognosen bestehen und welche Hilfemaßnahmen benötigt werden. Die Dokumentation übernehmen die Sozialarbeiter*innen in den Einrichtungen und erweitern sie fortlaufend.
Der neue Standort an der Lothringerstraße 21a in Gerthe, in dem sich früher ein Pflegeheim befand, eignet sich für eine kleine Unterbringungseinheit für Wohnungslose bei denen eine positive Prognose besteht, innerhalb eines Jahres ohne Hilfe alleine zu wohnen. Das Haus wird durch ein multiprofessionelles Team begleitet. Eine Betreuung rund um die Uhr ist gewährleistet. Zudem wird es Beschäftigungsgelegenheiten im und um das Haus geben.