Zum Gedenken an die jüdische Familie Ruthmann (Luise, Ernst, Otto, Ernst und Hans Ruthmann) wurden am 05.06.2023 um 10.20 Uhr fünf Stolpersteine an der früheren Wohnadresse Auf dem Pfade 1a verlegt. Der Künstler Gunter Demnig nahm die Verlegung vor. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Familienangehörige nahmen teil. Die Stolpersteine für Familie Ruthmann sind die ersten, die in Dahlhausen verlegt wurden. Ein Einblick in das Leben von Otto Ruthmann und seiner Familie wird am Ende der Seite gegeben.
An diesem Tag verlegte Gunter Demnig weitere Stolpersteine in Bochum
Alter Markt, für Edmund und Moritz Schnitzer,
Blumenfeldstraße 73, Einmündung des Fußwegs zur Kita „Mäuseburg“, für Wilhelm „Willy“ Franz Klein,
Königsallee 178, Haupteingang Firma G-DATA, für Alfred Jurke und Walter Stern,
Buscheyplatz 3, für August Bahrenberg,
Alte Bahnhofstraße 6, für Otto Heimann.
Die ersten neuen Stolpersteine in diesem Jahr wurden bereits am 10.05. an der Hattinger Straße 776 verlegt. Die drei Steine erinnern an die verfolgten Kinder der Familie Marcus. Zu diesem Anlass kam die US-Amerikanerin Ellen Marcus, Tochter des Bochumer Holocaustüberlebenden Hans Werner Marcus, nach Bochum.
Über das Leben von Otto Ruthmann (*23.1.1908, ✡ 19.11.1979)
Vater: Ernst Ruthmann (*18.8.1878 in Hattingen, evangelisch; Metzger; Fuhrunternehmer; ✡4.12.1957)
Mutter: Luise Ruthmann, geb. Stahl (*25.9.1883 in Breslau, jüdisch erzogen; ✡18.11.1951 in Bochum, beigesetzt auf dem jüd. Friedhof Wasserstraße)
Geschwister: Ernst, Luise und Hans Ruthmann
Heirat: 1939 Luise Eydt
Kinder: Ruth Maria (*1929), Luise (*29.6.1940, Bo-Linden), Eveline Edith *16.9.1946 (Bochum), Beate (*21.6.1950)
Otto Ruthmann war Mitglied in der jüdischen Gemeinde Hattingen und spielte u. a. in der Fußballmannschaft des Schild -RjF Bochum, die 1938 Reichsmeister wurde. Im September 1944 wurden während der sogennante „Mischehenaktion“ Eheleute aus „Privilegierten Mischehen“ in Arbeitslager deportiert. Seiner Mutter Luise gelang die Flucht und versteckte sich bei Frau Margot Büchel, Refrath bei Bensberg bis Mai 1945. Otto Ruthmanns Ehefrau Luise wurde von der Gestapo Bochum verhaftet, um den Aufenthaltsort seiner Mutter zu erpressen.
Otto Ruthmann lebte bis 1946 in Köln und beantragte am 7.8.1946 die Aufnahme in die Bochumer jüdische Gemeinde. Darin schreibt er:
„Nach den Nürnberger Gesetzen bin ich Mischling II. Grades. Bin jüdisch erzogen und habe bis 1936 (sic) im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten Fußball gespielt. Um den Nazi-Verfolgungen aus dem Weg zu gehen, habe ich mich von allen religiösen Sachen ferngehalten, und so war ich in der Lage, meine Eltern auch weiterhin zu unterstützen. Ich habe nie einer anderen Religionsgemeinschaft angehört.“ (www.spurenimvest.de/bochum/)
Einen Monat später wurde Otto Ruthmanns Tochte Eveline Edith als erstes jüdisches Nachkriegskind in Bochum geboren.
Weitere Informationen zum Leben der Menschen, für die die Stolperteine verlegt werden, gibt es u. a. unter www.spurenimvest.de/bochum/